Stürmisch begann der Samstagvormittag in Altenahr. Auf dem Weg zur ersten Einsatzstelle wurden die Volkacher Fahrzeuge durch mehrere aufgeregte Polizisten gestoppt. Einer ihrer Kollegen hatte sich bei den Ausräumarbeiten an den Trümmerteilen zwei Kopfplatzwunden zugezogen. Zwei Volkacher Feuerwehrmänner (Ausgebildete Sanitäter) versorgten umgehend den Verletzen, während der Staffelführer einen Rettungswagen bestellte. Nachdem der Ersthelfer abgearbeitet war ging es nahtlos weiter mit den Ölwehrtätigkeiten. Zu erst beschäftigten sich die sechs Volkacher mit einem schwer einsturzgefährdetem Fachwerkhaus im Herzen der Altstadt von Altenahr.
Das THW sicherte die Ruine bereits mit Bauholz gegen den Zusammenbruch ab, sodass sich der Volkacher Ölwehrtrupp um die Heizöltanks kümmern konnte. Die 9000 Liter fassenden Öltanks waren auch hier aufgeschwommen und hatten sich dabei schräg im Keller verkeilt. Nachdem der Weg zu den Tanks durch Schlamm und Schutt gebahnt war wurde das Öl zügig ausgesaugt, damit der bereitstehende Kettenbagger die übrig geblieben Ruine abreisen konnte.
Mit Hilfe einer Kettensäge wurden Öffnungen in die GFK-Tanks geschnitten, damit die Saugschläuche der Pumpwagen hineinpassen. Die Stahltanks hingegen mussten aufwendig mit Handwerkzeug geöffnet werden. Grundsätzlich wurde während den Arbeiten in den Kellern ein extra aus Volkach mitgebrachtes Mehrgasmessgerät mitgeführt, um ständig die Luft überwachen zu können, sodass die Einsatzkräfte frühzeitig gewarnt werden, noch bevor ein zündfähiges Öl-/Luftgeschmisch entsteht. Außerdem werden damit auch Schwefelwasserstoff (Faulgas), der Sauerstoffgehalt und der CO-Gehalt überwacht.
Das Gasmessgerät schlug während den Arbeiten immer wieder an und die Keller mussten schnell verlassen werden. Erst nachdem die Räume belüftet waren und das Gasmessgerät keine Auffälligkeiten mehr detektierte konnten die Arbeiten fortgesetzt werden.
Letztendlich arbeiteten die 38 unterfränkischen Einsatzkräfte bis um 18 Uhr den kompletten Ort Altenahr ab. Zu allen Öltanks im Ort wurden Zuwegungen geschaffen und das Öl abgepumpt. Insgesamt wurden im ganzen Ort mehrere 100.000 Liter Öl gemeinsam entsorgt.
Die ersten fünf Einsatzstellen waren gerade abgearbeitet und Arbeitsroutine schlich sich ein, als die Volkacher Einsatzkräfte per Funk den sofortigen Rückzug befohlen bekamen. Eine Bombe aus dem zweiten Weltkrieg hatten private Helfer gleich neben den Volkachern im Trümmerfeld gefunden.
Da zu dem Zeitpunkt lediglich die Information vorlag, dass eine Bombe dort liegt, wurde den Einsatzkräften durch die Feuerwehreinsatzleitung das Wegrennen aus dem Gefahrenbereich befohlen. Nachdem nun die beiden Volkacher Einsatzfahrzeuge neben der Bombe im Sperrbezirk standen und somit kein Werkzeug für weiteren Tanköffnungen zur Verfügung stand, musste eine Zwangspause eingelegt werden, die zur Regeneration genutzt wurde. Eineinhalb Stunden später kam dann das große Aufatmen. Der Bombenentschärfer der Polizei stellte fest, dass es sich „nur“ um eine Stabbrandbombe handelt und entfernten den Sprengkörper vor Ort, sodass die Einsatzkräfte ihre beiden Fahrzeuge wieder erreichen konnten.
„Grundsätzlich zeigt dieser Vorfall die extreme Dynamik die hier im Katastrophen-gebiet herrscht. Unsere Einsatzkräfte müssen ständig auf alle nur denkbaren Lageänderungen vorbereitet und extrem vorsichtig sein. An jeder Ecke warten andere, zum großen Teil lebensbedrohliche Gefahren.“, erklärt Pressesprecher Moritz Hornung.
Währenddessen werden die grauenhaften Bilder der Verwüstung im Tal zum Alltag für die Einsatzkräfte. Unbeirrt vom Anblick der surrealen Ruinenlandschaft, dem bestialischem Gestank, den giftigen Staubwolken und dem überall faulendem Schlamm, kämpfen sie sich Stück für Stück vor. Die körperliche Belastung bei den fast pausenlosen Arbeiten in Vollschutzanzügen ist enorm und fordert den Feuerwehrmännern einiges ab. Nach jeder Einsatzstelle werden die Einsatzkräfte dekontaminiert, gereinigt und desinfiziert, denn der Eigenschutz hat oberste Priorität.
Seinen Geburtstag hatte sich der Volkacher Felix Menz dieses Jahr auch anders vorgestellt, denn er „feierte“ gestern seinen 24. Geburtstag im Krisengebiet. Der Volkacher Feuerwehrkommandant Fred Mahler überraschte am Abend das Geburtstagskind mit einer improvisierten Geburtstagstorte und die 38 unterfränkischen Einsatzkräfte gaben noch ein Geburtstagslied zum Besten.